Sepsis nach Krankenhausaufenthalt: Sind Darmbakterien der Schlüssel?

Vom Routine-Aufenthalt im Krankenhaus zur lebensbedrohlichen Sepsis? Insbesondere bei älteren Menschen ist das ein erschreckend kleiner Schritt, und eine jüngst veröffentlichte, groß angelegte Studie liefert uns ein besseres Verständnis über die möglichen Gründe. Denn die für Krankenhäuser typische Kombination aus Antibiotikaeinsatz und gefährlichen Erregern sorgt dafür, dass die Patienten das Krankenhaus mit einer extrem geschwächten Darmflora verlassen, und ein leichtes Opfer für weitere Infektionen sind – bis hin zum septischen Schock.

Ein teuflischer Kreislauf:

  1. Man wird wegen einer Infektionskrankheit eingewiesen.
  2. Die Infektion mit Antibiotika beseitigt, die gesunden Darmbakterien aber auch.
  3. Man wird mit einer geschwächten Darmflora entlassen, und hat sich möglicherweise andere Erreger eingefangen.
  4. Innerhalb von 3 Monaten ist man dann wieder reif für den nächsten Krankenhausaufenthalt.
  5. Weiter mit Schritt 1, oder direkt zur Sepsis (Nach einer Behandlung von C-Diff passiert das jedem zehnten älteren Patienten).

Sepsis: weltweit führende infektionsbedingte Todesursache

Die Sepsis ist eine gefährliche Überreaktion des Körpers auf Infekte. Sie kann zu Schock, multiplem Organversagen und letztlich zum Tod führen, und ist damit die weltweit führende infektionsbedingte Todesursache. Tendenz: zunehmend, trotz aller medizinischen Fortschritte. In Deutschland treten jährlich ca. 154.000 neue Sepsisfälle auf, täglich sterben deutschlandweit im Durchschnitt 150 Patienten. Damit ist Sepsis als Todesursache häufiger als Schlaganfall, Brust- oder Darmkrebs.

Antibiotika: das zweischneidige Schwert

Beobachtet wurde erstmals ein Zeitraum von 3 Monaten ab dem Zeitpunkt des Aufenthalts, anhand von 43.000 stationären Aufenthalten älterer Patienten über einen Zeitraum von 12 Jahren. Während Patienten mit der schweren Durchfallerkrankung C-Diff ein um 70% erhöhtes Sepsis-Risiko hatten, war das Risiko auch bei Patienten mit jeder anderen Infektionskrankheit um 30% erhöht.

„Wir wissen, dass Antibiotika eine wesentliche Ursache für die Störung des Mikrobioms sind. Diese Studie deutet darauf hin, dass der übertriebene Einsatz von Antibiotika nicht nur vor dem Hintergrund der Antibiotika-Resistenzen gefährlich ist. Der verschwenderische Einsatz von Antibiotika könnte die Patienten einem erhöhten Risiko weiterer Infektionen aussetzen, und damit auch dem erhöhten Risiko einer Sepsis.“  Dr. T. Iwashyna, University of Michigan

Neue Strategien gegen die Sepsis

Während ein Krankenhausaufenthalt mitunter unverzichtbar sein mag, um die unmittelbare Gefahr zu bannen, wollen die Forscher nun Methoden entwickeln, die eine Sepsis als Folge dieser Behandlungen verhindern können. Mehrere Ansätze bieten sich aufgrund der neu gewonnenen Erkenntnisse an:

  • Überwachung der Darmbakterien in der Zeit nach der Behandlung. In kurzen Intervallen durchgeführte und untersuchte Stuhlproben können Hinweise darauf liefern, was konkret die Sepsis auslöst, und welche Bakterien das im Gegenzug verhindern können
  • Ernährung: Es wird untersucht, mit welchen (Nahrungs-)Mitteln man die Darmbakterien schnellstmöglich wieder aufbauen kann, bzw. ob durch Zugabe bestimmter Bakterien ein Schutz vor weiteren Infektionen erreicht werden kann.
  • Die Heilung von C-Diff anhand einer Stuhltransplantation macht die Antibiotika-Behandlung überflüssig und funktionierte in ersten Studien überragend. Da es aber auch unbeabsichtigte Nebenwirkungen haben kann (z.B. Gewichtszunahme), ist diese Therapie aktuell noch nicht für den flächendeckenden Einsatz vorgesehen.

Unterm Strich sind einige Ansätze zu erkennen

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