Die Stimmungsmacher in unserem Darm

Manch ein Psychologe mag noch skeptisch sein, doch in einer umfassenden Untersuchung hat das Wissenschaftlerteam Hilimire / Forestell offenbar einen Zusammenhang zwischen der Ernährungsweise und sozialen Angststörungen herausgefunden. Die zentrale These lautet, dass die vermehrte Einnahme fermentierter Produkte das Ausmaß der Symptome sozialer Phobien und depressiver Zustände vermindert.

Sind Milchsäurebakterien ‚Stimmungskanonen‘?

In der Erhebung wurden 700 Studenten und Studentinnen im Jahr 2014 rückwirkend befragt, unter anderem zu ihren Ernährungsgewohnheiten und diesbezüglich speziell zu fermentierten Nahrungsmitteln, die Milchsäurebakterien enthalten. Dazu zählen beispielsweise Joghurt, Kefir, fermentierte Sojamilch, Miso-Suppe, Sauerkraut, einige dunkle Schokoladen, Säfte mit Mikroalgen, eingelegtes Gemüse, Tempeh und Kimchi. Darüber hinaus wurden weitere Daten erhoben, um andere Gesundheitseffekte (z.B. aufgrund des Verzehrs von Obst und Gemüse) berücksichtigen zu können.

Mehr darüber werden Interessierte in der August-Ausgabe von Psychiatry Research finden.

Botenstoffe gegen die Angst

Um die Kausalität der Darm-Psyche-Beziehung wirklich belegen zu können, plant das Wissenschaftsteam nun weitere Untersuchungen, bei denen Menschen gezielt fermentierte Nahrungsmittel zu sich nehmen. Dabei sollen verschiedene Aspekte betrachtet werden, zum Beispiel die unterschiedlichen Auswirkungen natürlicher fermentierter Produkte im Vergleich zu solchen, denen Probiotika lediglich ‚künstlich‘ hinzugefügt wurden. Auch die möglichen Auswirkungen auf autistische Krankheitssymptome sollen ergründet werden.

Wie dieser Mechanismus zwischen Darm und Psyche genau funktioniert, ist noch unklar. Eine Annahme geht dahin, dass aufgrund der Probiotika vermehrt ein Botenstoff hergestellt wird, der Angst reduziert (genauer Name: GABA – gamma-Aminobuttersäure). Auch die Reduzierung von Entzündungen könnte eine Rolle spielen.

„Immer wieder haben wir von Patienten gehört, dass sie nie Probleme mit Depression oder Angstzuständen hatten bis zu dem Moment, wo sie Probleme im Darm hatten. … Die Verbindung zwischen Gehirn und Darm ist eben keine Einbahnstraße.“ Dr. Kirsten Tillisch, UCLA.

Ausblick auf künftige Therapien mit ‚mood food‘

Zusammengefasst würden die Erkenntnisse für die Zukunft bedeuten, dass traditionelle Behandlungsansätze (wie die Verordnung von Medikamenten oder die Psychotherapie) kombiniert mit einer Ernährungsumstellung zu besseren Ergebnissen für die mentale Gesundheit kommen können.

Vielleicht dürfen sich Patienten in pschologischer Behandlung ja demnächst nicht nur auf eine gemütliche Couch, sondern auch auf Joghurt und eine Tafel dunkler Schokolade freuen.

Letzteres ist sicher eine ‚Therapie‘, der wir uns gerne auch ohne ärztliche Verordnung unterziehen…

PS: Lesen Sie hierzu den Artikel über 7 wichtige Lebensmittel für den gesunden Darm.

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