Von Wohngemeinschaften, Zahnbürsten und Fäkalbakterien

Gehören Sie wie ich zu denjenigen, die ihre Zahnbürste praktisch nie nach den empfohlenen 3-4 Monaten durch eine neue ersetzen? Inzwischen bin ich sehr geneigt, diese Zurückhaltung aufzugeben, denn eine kürzlich vorgestellte Untersuchung hat ergeben, dass in gemeinschaftlich genutzten Badezimmern (in diesem Fall: Studenten-WGs) allerhand Organismen in der Zahnbürste siedeln, die wir ansonsten eher über die Klospülung entsorgen.

Und bei Badezimmern, die wir mit anderen teilen, sind das dann auch nicht unbedingt unsere eigenen Fäkalbakterien (‚Coliforme Bakterien‘). Genau da liegt das (potenzielle) Problem, berichtet Lauren Aber von der Quinnipiac University in New Orleans:

Unsere Hauptsorge gilt nicht den eigenen Bakterien, sondern wenn die Zahnbürste mit Bakterien, Viren oder Parasiten kontaminiert ist, die nicht Teil unserer normalen Darmflora sind.

In der Untersuchung waren 60% der Zahnbürsten ‚verseucht‘, und die Chance, dass die Fäkalbakterien von einer anderen Person stammen, lag bei 80%. Also für mich sind das gefühlt 100% J.

Wobei die nachgewiesenen Enterobakterien, egal woher sie stammen, in unserem Darm ja durchaus wichtige Funktionen wahrnehmen, z.B. Zuckerverarbeitung, Milchsäureproduktion, u.a.. Es ist also völlig ok, die zunächst ausgeschiedenen Bakterien über die Mundhygiene wieder zuzuführen. Man darf sich das wohl nur nicht zu plastisch vorstellen…

Pathogene Keime in der Zahnbürste

Aber zu dieser Bakterienfamilie gehören auch unfreundliche Vertreter (‚pathogen‘): Salmonellen dürften recht bekannt sein, aber auch Bakterien wie E. coli, die unter anderem mit Hirnhautentzündung bei Neugeborenen, aber auch mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa assoziiert werden. Leidet also ein Mitbewohner unter einer entzündlichen Darmerkrankung, könnte mehr Vorsicht nicht schaden.

Tipps gegen die Bakterienbesiedelung der Zahnbürste

Uns interessiert die Praxis: was kann man konkret und prophylaktisch tun (ohne die WG in Richtung einer eigenen Wohnung zu verlassen) und was funktioniert auch wirklich?

  • Die Zahnbürste mit Mundspülung oder heißem Wasser ausspülen: Leider keine Lösung. Die Bakterien waren zu 100% auch dort nachweisbar, wo die Besitzer die ‚antibakteriellen‘ Mundspülungen zur Zahnbürstenreinigung verwendeten. Auch heißes Wasser beseitigte die Bakterienbesiedelung der Zahnbürste nicht. Es gibt die Empfehlung, VOR dem Zähneputzen die Zahnbürste mit dem Mundwasser auszuspülen, aber bislang keinen Nachweis, dass das auch sicher hilft.
  • Zahnbürstenschutz bzw. Zahnbürstenkopf Abdeckung: Ganz schlechte Idee. Die Abdeckungen konservieren die Feuchte am Zahnbürstenkopf und schaffen ideale Bedingungen für explosives Bakterienwachstum. Runter damit! Es ist wichtig, dass die Zahnbürste immer wieder austrocknen kann, um das Bakterienwachstum zu stoppen.
  • Klodeckel schließen – VOR dem Abspülen. Mit jeder Klospülung werden unzählige feinste Tröpfchen auf den Weg durch das ganze Bad geschickt, die natürlich auch mit allerlei Organismen bestückt sind. Ist das Waschbecken nah am Klo, ist eine Kontamination über die Klospülung bei geöffnetem Deckel sehr wahrscheinlich. Eine Trennung von Bad und Toilette wäre die richtige Konsequenz, aber in einer Mietwohnung sicherlich nicht so ohne weiteres durchzuführen…
  • Hände waschen: Je öfter, desto besser, und spätestens vor dem Zähneputzen / Anfassen der Zahnbürste Pflicht.
  • Zahnbürste regelmäßig wechseln.  Zahnärzte empfehlen mit Blick auf die Zahnhygiene ein Intervall von etwa 3-4 Monaten. Und das erscheint nun auch aus ganz anderen Gründen überaus empfehlenswert.
  • Zahnbürste sicher aufbewahren. Wer in einer WG lebt und auf Nummer Sicher gehen will, sollte die Zahnbürste einfach mit auf sein Zimmer nehmen und dort aufbewahren. Allein das dürfte die Wahrscheinlichkeit, mit fremden Fäkalbakterien in Berührung zu kommen, auf ein Minimum reduzieren.

Und eines noch: Wir teilen heute gern und so ziemlich alles, und ich freue mich sehr, wenn Ihr diesen Beitrag mit anderen teilt. Aber die Zahnbürste teilen? Besser nicht!

 

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