Blähungen: Wenn das Mikrobiom im Darm ‚kippt‘

Das Mikrobiom, eine andere Bezeichnung für die Summe der Bakterien, die unseren Darm bewohnen, gerät immer dann aus der Balance, wenn die „bösen“ Bakterien gegenüber den „guten“ Bakterien in der Überzahl sind. Entweder gibt es zu wenig von den „guten“ Bakterien („Qualitative Dysbiose“), oder fremde Bakterien und Pilze, die im Darm eigentlich nichts zu suchen haben, bringen das Gleichgewicht durcheinander („Quantitative Dysbiose).

Falsche oder zu wenig Bakterien im Darm sorgen für Blähungen

Dieses Ungleichgewicht ist einer der Hauptgründe für Blähungen, unter denen Millionen von Menschen leiden. Die Gründe dafür sind zahlreich. Wir haben hier aber die vier Hauptschuldigen für Sie zusammengefasst:

  1. Antibiotika: Nicht nur die Tabletten, die bei Erkrankungen verschrieben werden, auch die Massen von Antibiotika, die in der Tierzucht eingesetzt werden und in der Nahrung enthalten sein können, greifen das Mikrobiom an.
  2. Säureunterdrückende Medikamente / Säureblocker: Eine große Menge der verschriebenen Medikamente enthält Stoffe, die Säure binden oder unterdrücken und damit den pH-Wert des Verdauungstrakts verändern. In der Folge bekommen auch die Darmbakterien Probleme bzw. geraten aus dem Gleichgewicht.
  3. Falsche Ernährung: Die Art der Ernährung fördert das Wachstum der falschen Bakterien in Magen und Darm. Sie enthält zu viel Zucker, zu viel Fett und zu viele veredelte Kohlehydrate, die die „bösen“ Bakterien geradezu in einen Fressrausch versetzen und deren Vermehrung ankurbeln.
  4. Mangel an Ballaststoffen: So wie das Überangebot an Fett und Zucker bringen auch fehlende Ballaststoffe den Darm durcheinander. Die meisten Menschen in westlichen Ländern nehmen maximal die Hälfte der empfohlenen Ballaststoffe zu sich, was sowohl zu qualitativer als auch quantitativer Dysbiose führen kann. Mithilfe von künstlich hergestellten Ballaststoffen, sogenannten Präbiotika, lässt sich das Ungleichgewicht aber wieder auffangen.

Dysbiose als Auslöser für Krankheiten?

Dysbiose ist aber nicht nur für Blähungen verantwortlich, sie ist auch Wurzel moderner Krankheiten, u.a.:

  • Autoimmunkrankheiten
  • Allergien
  • Asthma
  • Übergewicht
  • Krebs

Die Diagnose von Dysbiose kann deshalb trügerisch sein: Nur in etwa 50% der Fälle sind Atem- und Stuhltests hilfreich; aufschlussreicher ist in der Regel ein Blick auf die individuelle Krankengeschichte und den persönlichen Lebensstil.

So lässt sich Dysbiose erkennen

Es ist hilfreich, die Risikofaktoren zu kennen, die zu einer Dysbiose führen können. Wir haben eine Checkliste zusammengestellt, die Ihnen dabei helfen kann, Dysbiose als den Ursprung Ihrer Blähungen zu bestimmen:

  • Haben Sie mehr als 4x im Jahr oder über einen Zeitraum von 2 Wochen hinaus Antibiotika eingenommen?
  • Haben Sie in den letzten 5 Jahren hormonelle Verhütungsmittel oder eine Hormonersatztherapie angewendet?
  • Haben Sie über einen Zeitraum von 2 Wochen hinaus Corticosteroide wie Prednison oder Kortison eingenommen?
  • Haben Sie über einen Zeitraum von einem Monat hinaus Histaminblocker oder Protonenpumpenhemmer eingenommen?
  • Nehmen Sie regelmäßig Ibuprofen, Aspirin oder andere Entzündungshemmer ein?
  • Haben Sie als Kind nur wenig grünes Obst und Gemüse gegessen?
  • Haben Sie große Mengen Zucker und stärkehaltige Nahrung zu sich genommen?
  • Trinken Sie mehr als 10 alkoholische Getränke pro Woche?
  • Trinken Sie eine oder mehr Softdrinks oder Light-Softdrinks am Tag?

Diagnose Dysbiose – was nun?

Um eine Dysbiose in den Griff zu bekommen, wird eine dreiteilige „Diät“ empfohlen:

  • Vermeiden Sie Medikamente, Nahrungsmittel und andere Stoffe, die das Problem verstärken, z.B. Säureunterdrücker, Alkohol, Antibiotika, künstliche Süßstoffe, hormonelle Verhütungsmittel, Hormonersatztherapien, Entzündungshemmer, Steroide sowie zucker- und fetthaltige Speisen.
  • Fördern Sie das Wachstum der „guten“ Bakterien im Darm. Speisen mit präbiotischen Inhaltsstoffen lassen die Zahl der verdauungsfördernden Bakterien wieder ansteigen, dazu gehören u.a. Inulin und natürlich vorkommende Kohlehydrate aus Artischocken oder Chicorée. Hafer, Blattgemüse, Knoblauch, Zwiebeln und Spargel enthalten ebenfalls Präbiotika, vor allem, wenn sie roh gegessen werden. Fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut, Kohl und Kefir fördern nicht nur das Wachstum der Bakterien im Darm, sondern führen ihm auch zusätzliche „gute“ Bakterien zu.
  • Beleben Sie Magen und Darm mit der Einnahme von Probiotika neu. Diese lebenden Bakterienstränge können in Form von Tabletten, Pulver oder Flüssigkeit eingenommen werden. Da sie nicht zu den Medikamenten gezählt werden, können sie als Nahrungsergänzungsmittel frei käuflich erworben werden. Wir empfehlen Ihnen, vorher mit Ihrem Hausarzt zu besprechen, welche Probiotika Ihrem Darm am meisten nützen.

Die Ursache für das Ungleichgewicht im Mikrobiom zu identifizieren und dann zu korrigieren ist ein wichtiger Schritt, um Blähungen loszuwerden. Die hier vorgeschlagene „Therapie“ kann einige Zeit in Anspruch nehmen, bevor sie zu Ergebnissen führt, jedoch vermeidet sie den weiteren Einsatz von Medikamenten, die wiederum die Darmflora angreifen.

Ein langsamer Prozess – aber er wirkt

Ist die Dysbiose bereits weit fortgeschritten, kann es Monate oder sogar Jahre dauern, das natürliche Gleichgewicht wieder herzustellen. Deshalb ist die Wiederherstellung des natürlichen Zustands ein langsamer Prozess, doch mit Zeit und dem richtigen Ansatz lassen sich fühlbare Ergebnisse erzielen.

2 Kommentare

  • Isabella
    3. Juni 2016
    reply

    Kann es sein, dass ein Fehler im Artikel vorliegt?? Essen Sie Speisen mit präbiotischen… ZB Insulin??? Müsste das nicht inulin sein??
    Bitte eine kurze Info an mich.
    Liebe Grüsse

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